Wie ich hochsensibel wurde

Januar, 2019 von Ilona Kofler in Sensible Themen

Ich bin irgendwie anders. Dieses Gefühl hat mich immer schon begleitet. Schon als Kind wusste ich, dass ich Dinge und Menschen anders wahrnehme – nur: Was genau anders war wußte ich auch nicht.

Ich war gefühlsbetont, musste viel nachdenken und hatte wahnsinnig viele Fragen.

Jede Veränderung hat mich wochenlang aus der Bahn geworfen und mir Sätze wie: „Nun hab dich nicht so!“ und „Lass dir endlich ein dickes Fell wachsen!“ eingebracht. Das hat natürlich nicht dazu beigetragen, dass ich die Welt als einen supertollen Ort empfunden habe.

Und so habe ich getan, was alle Kinder tun, wenn sie keine andere Wahl haben: Ich habe gelernt, mich anzupassen und so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung. Irgendwann habe ich es dann selbst geglaubt. Nur: im tiefsten Inneren wusste ich, dass ich mir selbst etwas vormache. Wieder und immer wieder. So lange, bis ich mich selbst nicht mehr (er)kannte und meine Bedürfnisse bis zur Unkenntlichkeit verleugnet hatte.

Das ging so lange gut, bis ich im Zuge eines Mobbingfalles am Arbeitsplatz und eines daraus resultierenden Burnouts einen Totalzusammenbruch hatte. Somit war ich gezwungen, mich selbst wieder zu fühlen, zu erkennen und mir meine Bedürfnisse wieder bewusst zu machen.

Ungefähr zum gleichen Zeitpunkt hat mich aus dem Schaufenster einer kleinen Buchhandlung ein Buchtitel in seinen Bann gezogen:  „Leben mit Hochsensibilität – Herausforderung und Gabe“. Ich habe das Buch innerhalb dieses Tages und der Nacht in einem Zug durchgelesen. Ich habe Rotz und Wasser geheult, hatte Gänsehaut und musste vor Freude weinen. Von der ersten bis zur letzten Seite stand da schwarz auf weiß mein Leben, mein Empfinden, mein Schmerz…

Seitdem habe ich für mein „Anders-sein“ einen Namen: Hochsensibilität. Seitdem kenne ich mich wieder. Seitdem habe ich Schritt für Schritt gelernt, auf mich und meine Bedürfnisse zu achten. Seitdem bin ich in meinem Leben zu Hause.